Seit vielen Jahren bahnen sich immer mehr Investorinnen und Investoren ihren Weg in die ambulante medizinische Versorgung. Mit seinem Gast Dr. Kaweh Schayan-Araghi, Augenarzt, leitender Direktor und Mitbegründer der Artemis-Klinik-Gruppe, diskutiert der Vorstandsvize der KV RLP, Dr. Andreas Bartels, Vorwürfe und Vorbehalte gegenüber MVZ-Ketten, welche Gesundheitsminister Lauterbach aktuell auch eine neue Gesetzinitiative ankündigen lassen.
Investor zu werden, war nicht sein Ziel. "Es hat sich so ergeben", sagt Augenarzt Dr. Kaweh Schayan-Araghi. "Wir haben eine ganze Reihe von Praxen übernommen, die ansonsten einfach nicht mehr existieren würden. In Hessen waren es sicherlich mindestens 40 solcher Praxen, die andernfalls vom Netz gegangen wären", berichtet er in "Talk mit Doc Bartels". Junge Kolleginnen und Kollegen würden die Selbstständigkeit scheuen und sich lieber anstellen lassen. Viele Angestellte arbeiten in Teilzeit. Hier ermögliche Artemis unterschiedliche, individuelle Modelle der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, so Dr. Schayan-Araghi.
Die Artemis-Klinik-Gruppe hat ihren Hauptsitz im nordhessischen Dillenburg. Seit 2000 durch zahlreiche Zukäufe an Praxen gewachsen, übernahm 2015 der Private-Equity-Investor Montagu die Augenarztkette. Mittlerweile ist Artemis an 140 Standorten in Deutschland ansässig und führt allein in Hessen etwa die Hälfte aller Augenoperationen durch.
Rosinenpickerei der Investorinnen und Investoren?
Investorengeführte MVZ werden skeptisch beäugt. Dem kritischen Einwand, Investorinnen und Investoren würden mit der selektiven Auswahl von medizinischen Teilbereichen Rosinenpickerei betreiben, begegnet der Augenarzt: "Wir versorgen in der Artemis-Gruppe an allen Standorten etwa eine Million konservativer Fälle im Jahr – das betrifft die ganz normale Augenheilkunde, von der Sehschule über das trockene Auge bis zur Brillenverordnung". Gleichwohl seien Operationen "unser Kerngeschäft", ergänzt Dr. Schayan-Araghi. Aber es sei ein Irrglaube, wenn man meint, angestellte Ärzte ließen sich bei der Behandlung ihrer Patientinnen und Patienten, etwa zur Veranlassung unnötiger medizinischer Leistungen, beeinflussen.
In der Sendung wird der Blick auch in die Zukunft gerichtet: Werden in 20 Jahren solche investorengeführten Ketten die Versorgung dominieren? Welche klaren Vorgaben in Bezug auf Transparenz, Zulassung und Gestaltung durch die Politik werden gebraucht, um die Freiberuflichkeit zu schützen? Den Talk können Sie in voller Länge bei "Talk mit Doc Bartels" anschauen.