Die Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz (KV RLP) zeigt vom 4. August bis zum 3. September 2025 in Mainz die Wanderausstellung “Systemerkrankung. Arzt und Patient im Nationalsozialismus” der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Im Mittelpunkt stehen dabei die Ärzteschaft, die Patientinnen und Patienten sowie die Rolle der Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands während des Dritten Reichs.
Die Machtübernahme durch die Nationalsozialisten in Deutschland 1933 führte zu tiefgreifenden Veränderungen in allen gesellschaftlichen Bereichen – auch im Gesundheitssystem. Die Ausstellung beleuchtet anhand von Fallbeispielen, wie sich Handlungsspielräume besonders für jüdische Ärztinnen und Ärzte sowie Patientinnen und Patienten veränderten. Sie zeigt, wie Karrieren verliefen, wie sich im Gesundheitssektor neue Aufgaben und Konfliktfelder ergaben und wirft dabei einen Blick auf die Opfer und die Täterinnen und Täter.
Verbrechen im Namen der Medizin
Wie verlief der Prozess der (Selbst-)"Gleichschaltung" der ärztlichen Standesorganisationen und der Verdrängung politisch unerwünschter sowie jüdischer Ärztinnen und Ärzte? Wie wurden Kriegsgefangene und Häftlinge in Konzentrationslagern medizinisch versorgt? Und wie versuchten Ärztinnen und Ärzte sowie Gesundheitspolitikerinnen und Gesundheitspolitiker, die gesundheitliche Betreuung der deutschen Bevölkerung bis zum Kriegsende sicherzustellen? Die Ausstellung schildert Verbrechen, die Ärztinnen und Ärzte im Namen der Medizin verübten: Zwangssterilisationen, Krankenmorde und Humanexperimente. Nicht zuletzt thematisiert sie auch wenig erforschte Felder wie das Aufweichen der ärztlichen Schweigepflicht im Nationalsozialismus und die Tätigkeit des Deutschen Ärztegerichtshofs in München.
Erinnerung wachhalten
“Während der Diktatur des Nationalsozialismus nahm das Gesundheitswesen eine Schlüsselfunktion ein und war im Namen der sogenannten Rassenhygiene mitverantwortlich für den Tod vieler Menschen”, sagt KV RLP-Vorstandsmitglied Peter Andreas Staub. “Umso wichtiger ist es, dass die KBV diese Zeit aufgearbeitet hat und wir dieses dunkle Kapitel unserer Vergangenheit der Öffentlichkeit zugänglich machen.” Gerade in der heutigen Zeit müsse man die Bevölkerung dafür sensibilisieren, bewusst hin- und nicht wegzuschauen. “Wir müssen die Erinnerung wachhalten und mit aller Kraft verhindern, dass im Namen von Weltanschauungen menschenverachtende oder gar menschenvernichtende Politik betrieben wird. Dazu leistet die Ausstellung einen wichtigen Beitrag.”
4. August bis 3. September in der KV RLP
Interessierte können die Wanderausstellung zwischen Montag, dem 4. August, und Mittwoch, dem 3. September 2025, immer montags bis donnerstags von 9 bis 17 Uhr sowie freitags von 9 bis 12 Uhr kostenfrei in der Hauptverwaltung der KV RLP, Isaac-Fulda-Allee 14, 55214 Mainz, besuchen. Sie steht auch Schulklassen und anderen Gruppen offen. Für Gruppen ab zehn Personen ist eine vorherige Anmeldung per E-Mail an _mz_organisation_innere-Dienste@kv-rlp.de nötig.
Mit der Wanderausstellung präsentiert das Zentrum für Antisemitismusforschung (ZfA) an der Technischen Universität Berlin die Ergebnisse seiner mehrjährigen Analyse der KBV-Archive der breiten Öffentlichkeit. Das Forschungsprojekt geht auf einen Beschluss der KBV-Vertreterversammlung aus dem Jahr 2018 zurück. Unter dem Titel “KBV übernimmt Verantwortung” hatte sie die ZfA mit der Erforschung der Geschichte ihrer Vorgängerin, der Kassenärztlichen Vereinigung Deutschlands, beauftragt. Weitere Informationen erhalten Interessierte auf der Website zur Wanderausstellung.